Gemeinsame Erklärung des Vorstands und des Gesamtbetriebsrats: "Stoppt den Krieg!"

Wir erleben einen historischen Bruch in Europa. Die Bundesregierung spricht von einer Zeitenwende. Das (für viele von uns) bisher Unvorstellbare ist Wirklichkeit geworden. Die russische Armee hat unter Führung der russischen Regierung die Ukraine völkerrechtswidrig überfallen. Wir sind zutiefst bestürzt über das militärische Vorgehen der russischen Regierung und verurteilen den russischen Angriffskrieg mitten in Europa auf das Schärfste. Unsere Gedanken, unser Mitgefühl und unsere Solidarität gilt den Bürgerinnen und Bürgern der Ukraine, die sich dem Einmarsch der russischen Armee mutig entgegenstellen und nun von Flucht, Vertreibung und Tod bedroht sind. 

Seit über 50 Jahren pflegen wir eine intensive Zusammenarbeit mit der russischen Energie- und Gaswirtschaft. Seit vielen Jahren sind wir darum bemüht, unsere wirtschaftliche Verbindung auch dafür zu nutzen, die wissenschaftlich-technische Zusammenarbeit voranzubringen, den interkulturellen Dialog auszubauen und das Vertrauen und Verständnis füreinander zu festigen. Nicht wenige unserer ehemaligen und heutigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben Familie und Freunde in der Ukraine und Russland. Umso mehr trifft es uns, dass die russische Regierung den Dialog mit der Ukraine und der europäischen Völkergemeinschaft aufgekündigt hat. Mit Entsetzen haben wir zur Kenntnis nehmen müssen, dass die politische Führung in Russland den Menschen in der Ukraine ihr Recht auf Selbstbestimmung mit militärischen Mitteln abspricht.

Als Unternehmensverbund für Gas und Gasinfrastruktur sind wir Teil der deutschen Energiewirtschaft und sind uns unserer großen Verantwortung bewusst. Wir unterstützen die Bemühungen der Bundesregierung und erfüllen unseren gesellschaftlichen Auftrag der Versorgungssicherheit für die Unternehmen und die Menschen in diesem Land auf Basis unserer bestehenden Importverträge – auch in dem Wissen und der Einsicht, dass russische Energieimporte auf kurze und mittlere Sicht nicht ohne gravierende wirtschaftliche und gesellschaftliche Auswirkungen zu ersetzen sind. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Bereichen der Infrastrukturen von Speicher und Transport leisten ebenso zuverlässig und verantwortungsvoll ihren Beitrag zur Gewährleistung der Versorgungssicherheit.   

Die aktuellen Entwicklungen und das aggressive Vorgehen der russischen Führung gegen die Ukraine haben Vertrauen in Russland als Gaslieferant und Handelspartner ganz grundsätzlich in Frage gestellt. Vor diesem Hintergrund werden wir unsere Bemühungen zur weiteren Diversifizierung der Erdgasbezüge mit alternativen Lieferländern und LNG-Mengen zielführend beschleunigen und intensivieren. Daneben haben wir zugleich unser unternehmerisches Ziel, einen substantiellen Beitrag für die Transformation hin zu einem klimaneutralen Energiesystem mit innovativen gasbasierten Technologien und Produkten zu leisten, fest im Blick. Über das aktuelle Tagesgeschehen hinaus arbeiten wir hier mit unserer Strategie „VNG 2030+“ in Deutschland und Europa bereits seit geraumer Zeit mit Nachdruck darauf hin, mit Erdgas und zunehmend Grünen Gasen wie Biogas und Wasserstoff ein nachhaltiges, versorgungssicheres und zunehmend klimaneutrales Energiesystem der Zukunft zu schaffen.  

Die Unternehmen der VNG stehen auf einem festen Wertefundament. Freiheit, Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Vielfalt sind für uns unumstößliche Werte, denen wir uns verpflichtet fühlen und für die wir einstehen. Die allgemeinen Menschenrechte und das Recht auf Selbstbestimmung sind die unabdingbaren Grundlagen für ein friedvolles Miteinander der Menschen in Europa. Wir fordern daher die russische Regierung dazu auf, die kriegerische Aggression gegenüber der Ukraine unverzüglich einzustellen und an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Wir sind überzeugt, dass Frieden nur durch Dialog möglich ist und mit Blick auf unsere europäische Geschichte beschwören wir unsere Haltung: Stoppt den Krieg!